Die Krankenversicherungspflicht endet nicht mit dem Eintritt in den Ruhestand. Gerade jetzt bietet sich die Chance, einen bestehenden Vertrag zu optimieren. Bei privaten Krankenversicherungen ist eventuell der Wechsel in einen günstigeren Tarif möglich. Ein bislang vereinbartes Tagegeld im Krankheitsfall kann jetzt gekündigt werden.
Ausgangssituation
Herr Breitling* ist seit vielen Jahren in einem bei der DKV versichert. In seinem aktuellen Tarif Vollmed Aktiv zahlt er einen Monatsbeitrag von 713 €. Es handelt sich um einen sog. Primärarzttarif (auch Hausarzttarif genannt).
Addiert man die anteilige Selbstbeteiligung (1/12 von 400 € p.a.) hinzu, kommt Herr Breitling auf monatliche Gesundheitsausgaben von 750 €.
Die Tarifwechselanalyse
Das Angebot
Als mögliche Alternative hat die DKV Herrn Breitling u.a. den Tarif Vollmed PLU / SMB angeboten. Der Tarifbeitrag beträgt 584 €, hinzu kommen 30 € p.M. für die anteilige Selbstbeteiligung, so das sich die monatlichen Gesundheitskosten auf 614 € addieren.
Relevante Vorteile der Alternative
Herr Breitling wird 136 € monatliche Beitragsersparnis haben. In den kommenden 5 Jahren ergibt sich eine Beitragsersparnis von 8.600 €. Für die Zeit bis zum 85. Geburtstag addiert sich der Beitragsvorteil 53.000 €.
Der Beitragsvorteil wird in diesem Fall durch Leistungsreduzierung möglich.
Relevante Nachteile
Einige der wesentlichen Nachteile der Tarifalternative PLU / SMB sind:
- Arztkosten werden nur bis zum 2,3fachen Satz (statt 3,5fach bisher) der GOÄ ersetzt
- der neue Tarif übernimmt keine Heilpraktikerkosten
- zahnärztliche Behandlungen werden nur zu 50% statt 75% übernommen
- Sehhilfen werden nur bis zu 200 € übernommen (statt 260 € bisher)
Die Liste ist nicht vollständig. Herr Breitling hat außerdme zusätzlich eine genaue Gegenüberstellung der beiden Tarifvarianten erhalten.
Individueller Bedarf
Herr Breitling legt keinen Wert auf Heilpraktikerleistungen, auch die Reduzierung der Sehhilfenerstattung ist für ihn verschmerzbar. Deutlich bemerkbar macht sich jedoch die Reduzierung des Erstattungssatzes von 2,3 der GOÄ.
Anhand einer Analyse der Arztkosten der letzten drei Jahre ergibt sich ein jährlicher Erstattungsnachteil von 800 € p.a. Dieser Nachteil kann in den kommenden Jahren noch höher ausfallen, wenn die Arztrechnungen steigen, was in fortgeschrittenem Alter wahrscheinlich ist.
Ebenfalls berücksichtigt werden sollte die steuerliche Absetzbarkeit der Krankenversicherungsbeiträge. Unsere Analyse ergibt, dass sich durch den geringeren Beitrag des Tarifs PLU / SMB die Einkommenssteuer von Herrn Breitling um 450 € erhöht.
Finanzielle Gesamtbetrachtung
Berechnung des finanziellen Vorteils | |
Jährliche Beitragsersparnis | 1.548 € |
Jährlicher Vorteil bei der Selbstbeteiligung | 80 € |
Jährlicher Steuernachteil | – 450 € |
Höhere Eigenbeteiligung (voraussichtlich) | – 800 € |
Gesamtvorteil | 378 € |
Gesamtabwägung
Herr Breitling kommt zu dem Ergebnis, dass der Beitragsvorteil aktuell zu gering ausfällt, um einen Wechsel in den Tarif Vollmed SMB / PLU zu rechtfertigen. Er befürchtet, dass die Arztkosten in den kommenden Jahren weiter zu nehmen werden, und dass der Eigenanteil durch den reduzierten Gebührenhöchstsatz sowie die Einbußen bei Zahnleistungen daher noch steigen wird, wenn er in den günstigeren Tarif wechselt.
Wir haben das Thema weiterhin auf der Agenda. Durch zukünftige Beitragsanpassungen oder Änderungen beim Kundenbedarf kann es sein, dass die Einschätzung in einigen Jahren anders ausfällt.
* Name geändert, es handelt sich um einen konkreten von uns durchgeführten Beratungsfall. Die individuelle, anonymisierte Tarifwechselanalyse stellen wir auf Wunsch gerne zur Verfügung.